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Zeitungen in Hamburg

Die ersten Zeitungen in Hamburg

Die Anfänge des deutschen Presse- und Zeitungswesens liegen zu Beginn des

17. Jahrhunderts. Als Nachrichtenzentren mit ihrer Entwicklung ragten Nürnberg und Hamburg heraus. Hamburg hat also von Anbeginn des Pressewesens eine führende Position innegehabt.

Die erste Zeitung mit periodischen Nachrichten erschien 1605 in Straßburg, herausgegeben von Johann Carolus, der für das Geschäft die notwendige vielseitige Begabung mitbrachte. Bevor Johann Carolus die erste gedruckte Zeitung herausgab, übte er die Tätigkeit als „Avisenschreiber“ aus. Wöchentlich gab er eine Zeitung heraus,

in der die Nachrichten handschriftlich vermittelt wurden. Mit der Redaktionsarbeit war er so vertraut geworden. Johann Carolus beherrschte auch die Buchdruckerkunst, die sich seit ihrer Erfindung um die Mitte des 15. Jahrhunderts durch Johannes Gutenberg stetig über ganz Europa ausgebreitet hatte. Zum Zeitungsdruck ist es aber erst anderthalb Jahrhunderte später gekommen. Zeitungen unterschieden sich durch ihre Großflächigkeit von Büchern, wozu andere Drucktechniken und entsprechend konstruierte Druckpressen nötig waren. Johann Carolus erwarb eine Druckerpresse, mit der es ihm gelang, Zeitungen mit den eingehenden Nachrichten im Druckverfahren herzustellen. Die ersten Zeitungen waren fertig und erreichten ihre Leser. Ein neues Medium war entstanden neben Flugschriften und Büchern, die bis dahin den Informationsfluss dominiert hatten. So erschien 1605 die erste Zeitung im deutschsprachigen Raum.

Der Weg wie in Straßburg führte auch in Hamburg zu einer ersten Zeitung. Johann Meyer, ihr erster Herausgeber, brachte anders geartete Voraussetzungen mit als Johann Carolus in Straßburg. Als Fuhrunternehmer kannte er sich aus in der Beschaffung von Nachrichten. Auch in Hamburg vollzog sich der Übergang von der handschriftlich zur gedruckten Nachrichtenübermittlung. Im Jahre 1618 folgte Hamburg als fünfte Stadt mit einer wöchentlich gedruckten Zeitung nach Straßburg, Wolfenbüttel, Frankfurt a. M. und Berlin.

Johann Meyer hatte im Gasthaus „Zum weißen Schwan“, das er käuflich erworben hatte, ein günstig gelegenes Kommunikationszentrum, das ihm die Nachrichtenbeschaffung unter besseren Voraussetzungen ermöglichte. Er hatte keine eigenen Druckeinrichtungen und war auf die Zusammenarbeit mit dem Buchdrucker Karl Lange angewiesen. Auf dem Weg von handschriftlich gefertigten Zeitungen zum Druck lagen Entwicklungsstufen, die sich genau wie die Buchdruckerkunst auf Erfahrungswerte stützen konnten.

Das Erscheinen der ersten Zeitungen und ihre steigende Verbreitung hatte einen Wandlungsprozess innerhalb der Gesellschaft zur Folge. Informationen, die sonst nur isoliert in privilegierten Schichten der Gesellschaft verblieben, gelangten an eine breitere Öffentlichkeit. Die Aura des Geheimnisvollen lüftete sich, und die Zusammenhänge, die in politische Entscheidungsprozesse mündeten, wurden transparenter.

Vorerst blieb der Kreis der Zeitungsleser dennoch einem begrenzten Publikum vorbehalten, denn gerade in den Anfängen waren die Herstellung und der Kauf von Zeitungen mit Kosten verbunden, die den Weg zu einem Massenerzeugnis versperrten.

Was die Menschen der Zeit um 1618 besonders bewegte waren die konfessionellen Gegensätze, die im Dreissig jährigen Krieg ihre Zuspitzung erfuhren.

Da Hamburg von den Auswirkungen dieses Krieges nicht in dem Ausmaße betroffen war wie andere Gegenden Deutschlands, erhielt auch die Berichterstattung eine entsprechende Note, die zu den Kriegsparteien Distanz wahrte. Zeitungen zeichneten

sich aus durch eine sachliche und informative Berichterstattung, die nicht darauf aus war, eine propagandistische Wirkung zu erzielen. Der intellektuelle Anspruch, den der begrenzte Leserkreis an eine Zeitung stellte, prägte den Zeitungsstil.

Am Jahresende wurden die Zeitungen eines Jahrgangs gebunden und so zu einem Buch zusammengefasst. Sie konnten als ein Geschichtswerk mit besonderer Authentizität angesehen werden.

Ende 1630 steigerte Johann Meyer die Ausgabenhäufigkeit der von ihm herausgegebenen Zeitung mit der Bezeichnung: „Wöchentliche Zeitung auß mehrerley örther“ auf eine zweite Wochenausgabe.

Das Wirtschaftsleben insgesamt war in einer Abhängigkeit von einer Obrigkeit und von gesellschaftlich gesetzten Bedingungen, wodurch sich die Vergabe von Privilegien und Monopolstellungen ergaben. Der Konkurrenzkampf, dem Meyer mit Buchbindern und Buchdruckern ausgesetzt war, wurde darum vom Hamburger Senat entschieden.

Der Zeitungsdruck hatte sich zu einem einträglichen Geschäft gestaltet. Der Senat bestimmte nicht nach den Regeln eines freien Wettbewerbs nach heutigem Verständnis. Er entschied, dass Johann Meyer seine Zeitung an drei Tagen in der Woche ausschließlich allein verkaufen durfte. Buchhändler und Binder, die mit Meyer in Streit geraten waren, erhielten die Genehmigung, nach Fertigstellung von Meyer die Zeitung zu beziehen und zu vertreiben.

Die Wiederverkäufer hatten jedoch auf Umwegen Zugriff zu den Wochenauflagen bekommen, bevor Meyer selber seine Erzeugnisse verkaufen konnte, hatten seine Konkurrenten ihren Anteil losgeschlagen. Der Verdacht lag nahe, dass Meyers Drucker, Paul Lange, ohne Wissen seines Auftraggebers gedruckte Exemplare abgezweigt hatte. Lange und Meyer trennten sich, nachdem es Meyer gelungen war eine eigene Druckerei einzurichten. Mit dem Tode Johann Meyers 1634 übernahm seine Witwe Ilsabe Meyer den Betrieb und führte ihn bis zu ihrer Wiederverheiratung 1638 allein. Das war im 17. und 18. Jahrhundert keine Seltenheit und fand im gesellschaftlichen Umfeld Akzeptanz.

Johann Meyer konnte zehn Jahre in Hamburg, geschützt durch ein Privileg, seine Zeitung herausgeben. 1616 wurde in Hamburg ein Reichspostamt errichtet. Einer solchen Gründung hatte Hamburg sich lange widersetzt, schließlich aber doch eingewilligt. So erhielt Hamburg ein kaiserliches Postamt, weil Hamburg auf die Nutzung der Reichspost und ihrer Linien nicht dauernd hätte verzichten können. Johann Meyer verlor sein Monopol auf die Herausgabe einer Zeitung in Hamburg. Der Postmeister Hans Jacob Kleinhans gründete 1630 eine Zeitung, gestützt auf den Rückhalt des kaiserlichen Reichspostwesens. Die Post war naturgemäß auf den von ihr befahrenen Linien den Nachrichtenströmen am nächsten, so konnte Kleinhans mit der Gründung der „Postzeitung“ einen Vorteil für sich verbuche. Johann Meyers Unternehmen aus dem Markt zu drängen, gelang ihm jedoch nicht.

Die „Postzeitung“ wurde zu einem Konkurrenzunternehmen, dem sich Ilsabe Meyer nach dem Tode ihres Mannes ebenfalls stellen musste. Die Reichspost und der Postmeister unternahmen mehrere Versuche durch Errichtung eines Zeitungsmonopols in Hamburg, das schon zu ihres Mannes Lebzeiten zugestandene Privileg zu entziehen. Der Angriff fand die Unterstützung der Alexandrine Gräfin von Taxis. Ende 1636 erging ein Rescript Kaiser Ferdinand II. Der Rat der Stadt wurde darin aufgefordert, die „Wöchentliche Zeitung“ Meyers mit Verbot zu belegen. Der Druck auf die Stadt wurde so verstärkt. Der Rat der Stadt blieb jedoch unnachgiebig, und so konnte Ilsabe Meyer ihre Zeitung weiter vertreiben. umgekehrt gelang es Hamburg nicht der „Postzeitung“, die zeitweise politisch und konfessionell der kaiserlichen Seite zuneigte, die Wirkungsmöglichkeiten zu entziehen.

Die fortschreitende Entwicklung der Zeitungsgründungen fiel auch mit dem Zeitabschnitt des Dreissig jährigen Krieges von 1618 bis 1648 zusammen, was zur ersten Kriegsberichterstattung in der Menschheitsgeschichte führte. Die zwei Hamburger Zeitungen berichteten sachlich, wenn auch nicht unparteiisch. Die Hamburger Politik war darauf hinaus, es mit keiner der beiden Seiten zu verderben. Hamburg war in seiner Politik bemüht, Neutralität zu wahren.

1618 war der Stadt vom Reichskammergericht die Reichsunmittelbarkeit zuerkannt worden, die aber von Dänemark erst 1768 anerkannt wurde.

Hamburg hatte sich durch starke Befestigungsanlagen einen Schutz geschaffen, der mögliche Angreifer abschreckte. Während das Umland und weite Teile Deutschlands zerstört und entvölkert wurden, gelangte Hamburg zu wirtschaftlichem Wohlstand, in- dem es mit seinem Handel nach allen Seiten offen war. So war Hamburg ein Zentrum wirtschaftlicher Blüte, mit dem auch ein Aufschwung des Presse- und Informationswesens verbunden war.

Schließlich entwickelte sich Hamburg zu einem Mittelpunkt, in dem die diplomatischen Fäden der Kriegskontrahenten zusammenliefen.

Die Hamburger Presse beschränkte sich in ihrer Berichterstattung nicht auf Lokales oder Regionales. Berichte über Ereignisse in Venedig, Lissabon oder über die Auswirkungen des Krieges 1655- 1660 zwischen Schweden, Kurbrandenburg und Polen waren ausführlich gehalten.

Französische Revolution

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