Lutherrose
 

 

 

 

 

 

Neu 01

Beispiele Stil

Einige Beispiele aus der Zeit im Stil der Zeit sollen das belegen:

Aus Venedig wird am 18. Decembris 1630 gemeldet:

„Allhier lest die Pest zimlich nach/ dann die Frantzösische Artzte grossen fleiß brauchen/ doch seind seithero primo Octob: nur in der Stadt bey 23 tausend Persohnen/ und in den Lazareten auch eine grosse anzahl gestorben.“

Auch die Auswirkungen beginnender absoluter Herrschaft fanden Eingang in die Berichterstattung:

„Die Untersassen in Provence haben auch wieder den König von Frankreich revoltirt, mit vorwendung/ der Cardinal Richlieu habe zuviel Geträyts auß ihrem Lande nacher Piamont führen lassen/ und dahero grosse Tewrung verursacht/ der König hat den Printzen de Conde dahin gesandt/ den Streit in der Güte niederzulegen.“

Ereignisse aus Osteuropa kommen ebenfalls nicht zu kurz:

„Ein Briefträger aus Smolenzko/ welcher jüngst hier gewesen/ berichtet/ daß die

Moßkowiter die Geschütze von Smolenzko hätten wegbringen lassen/ man wüste aber nicht zu was ende solches geschehen wäre. Sonsten verlautet/ daß auch die Polen auf Smolenzko widerum ein Aug hätten.“

Zwei am Himmel beobachtete Kometen gaben Anlass zu einem folgenden Bericht:

„Was mag es doch bedeuten? Sagen und fragen die Leute: Ach lieber Mensch! Gottes des Vaters Zorn über seine bösen Kinder.“(...)Jener/ der erste Comet/ oder die erste Erscheinung/ wandert noch zu fremden Nationen/ und lässet bey der Sorge uns noch ein wenig Trost übrig/ daß es uns etwan nicht gar zum härtesten treffen möchte: Dieser aber trabet(gleichsam Spornstreichs) und eilet auf uns und unsere Grentzen als ein abgefertigter Herold/ der vermittelst eines Absage- Briefes / den Krieg/ Schwerd/ Feur/ Mord/ Gefängnis/ und alles Übel ankündiget.“

Dieser Darstellung wird eine Mahnung angefügt:

„Ich meines theils wünsche ein frommes Leben/ so werden wir auch einen gnädigen Gott haben. Und schreite hierauff zu meiner kurtzen Anmärkung der denkwürdigsten Sachen.“

Mit der stetig wachsenden Ausbreitung des Pressewesens erhöhte sich auch der Informationsstand eines immer größer werdenden Teiles der Bevölkerung, und einhergehend damit hielt eine rationales Element Einzug in die Gesellschaft des 17. Jahrhunderts: Der Rationalismus, der dann im 18. Jahrhundert dominierend wurde.

1664 ging mit der Gründung des „Nordischen Mercurius“ ein neuer Stern am Hamburger Pressehimmel auf. Mit der Gründung eines weiteren Presseunternehmens hatte Hamburg drei Zeitungen. Es wurden mit dieser Gründung neue journalistische Maßstäbe gesetzt durch Georg Greflinger, der seine Begabung für die Dichtkunst mit in das Zeitungsgeschäft einbrachte. Greflinger ging mit dem von ihm begründeten Stil über den reinen Informationscharakter hinaus. Seine Zeitungen hatten Unterhaltungswert, waren aber auch darauf ausgerichtet, den Leser zu einer Meinungsbildung und Urteilsfähigkeit anzuleiten.

In Frankfurt a. M. hatte Greflinger erste Erfahrungen mit der Herausgabe und Abfassungen von Zeitungen gemacht. Er war auch Historiker und hatte sich den Auseinandersetzungen, die theologisch und politisch begründet waren, und die Geschichte Englands und Schottlands im 17. Jahrhundert durchzogen, forschend zugewandt. In der historisch zeitgeschichtlichen Literatur war er heimisch geworden. Mit den gesammelten Erfahrungen verband sich eine gute Grundlage für den „Nordischen Merkurius“, der mit seiner Geschichte und Gestaltung eine Eigenart erlangte. Erste Exemplare sind für das Jahr 1664 nachweisbar. Der in Gänze überlieferte Jahrgang 1665 lässt auf ein monatliches Erscheinen schließen. Ein Jahr später wurde das Erscheinungsdatum auf einmal wöchentlich ausgedehnt. Mit seinen schriftstellerischen Fähigkeiten begründete Greflinger einen journalistischen Stil, der als ein Novum angesehen werden konnte und zukunftweisend war. Greflinger war bemüht seinen Kundenkreis zu erweitern durch ein Vordringen in mittlere Bevölkerungsgruppen, neben dem Leserkreis, der aus kaufmännischen Kreisen, Ratsherren, Schriftstellern, Malern und Geistlichen bestand.

Eine Kostprobe aus dem „Nordischen Mercurius“ nimmt Bezug auf eine Lokalnachricht. Am 7. April 1667 war der Hamburger Bürgermeister Barthold Müller verstorben. Dazu hieß es:

„Den 7. Aprilis umb drey Uhr ist der Stadt allzeit lieb gewesener ältester und hochverdienter Herr Bürgermeister Tit. Bartholdus Müller U. U. L in Gott sanfft und sehlig entschlaffen dessen Leichnam den 14. dieses bey überauß grosser Volcks- Versammlung/ worunter über tausend Mann alle mit langen Trauer- Mänteln gewesen/ herrlich begraben worden. Im 62. Jahre seines Alters und 24 Jahre seines Bürger-

Meister Amtes. Ein mitfolgender hatte hierbei nachfolgende Gedanken:

‚Glocken/ Kleider/ Hertz und Sinn/ Zung und Augen/ Jung und Alt

Zeigen heut in unserer Stadt eine traurige Gestalt/

Weil ein starker Pfeiler ist durch des Todes Pfeil gefallen/

Und jetzt wird zur Gruft gebracht. Er war lieb bey uns allen/ (...)

Sein Gerüchte voll von Lob wird bey uns sehr lange dauern/

Und wir werden auch sehr lang über sein Versterben trauern!“

Der Gottesbezug ist in vielen Beiträgen der Zeit zu finden, nicht nur in Zusammenhang mit Todesfällen. Es war ein Zeitalter tiefer religiöser Empfindungen.

Greflingers Bemühen war darauf gerichtet, in neue Leserschichten vorzudringen. Er empfahl seine Zeitung als Schullektüre, um junge Leser anzusprechen und so einen Weg zu eröffnen, sich zusätzlich weiterzubilden oder sich Leser zu erschließen, die des Lateinischen oder anderer Fremdsprachen nicht mächtig waren. Fremdwörter wurden erklärt offenkundig mit dem Ziel, Menschen, die nicht akademisch gebildet waren, zu erreichen.

Ende der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts stellten die beiden ersten Hamburger Zeitungen ihr Erscheinen ein. Der „Nordische Mercurius“ hatte sich als die überlebensfähigere Konkurrenz erwiesen. Er hatte sich zu einem richtungsweisenden Vorbild für andere Zeitungen auch außerhalb Hamburgs erwiesen.

Die Nachfolger Greflingers, die nach seinem Tode die Zeitung weiterbetrieben, konnten den von Greflinger gesetzten Standard nicht aufrecht erhalten. 1730 stellte der „Nordische Mercurius“ sein Erscheinen ein.

Französische Revolution

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