Lutherrose
Weimar
 

 

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Die Republik von Weimar

Friedrich Ebert  1920Am 20. März 1890 begann der Weg des gerade gegründeten Zweiten Deutschen Kaiserreiches nach Weimar, wo sein Ende 1919 politisch und staatsrechtlich festgeschrieben wurde. Es war der Tag der Entlassung des ersten Kanzlers des Kaiserreiches, Otto Fürst von Bismarck (1815-1898). Achtundzwanzig Jahre hatte der Schöpfer dieses Reiches zuerst als preußischer Ministerpräsident und dann als Reichskanzler seinem König und Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) die Treue gehalten und umgekehrt der König/Kaiser seinem Ministerpräsidenten und Kanzler. Konfliktfrei war das Verhältnis nie gewesen. „Es ist nicht leicht unter Bismarck Kaiser zu sein,“ hatte deshalb der Monarch einmal geäußert. Achtundzwanzig Jahre benötigten Bismarcks Nachfolger, um alles wieder zu zerstören. Für Bismarck müssen es harte Jahre bis zu seinem Tode 1898 gewesen sein, weil ihn in dieser Zeit die Ahnung erfüllte, das mit seinem staatsmännischem Geschick geschaffene werde dem Untergang entgegengehen. Gewarnt hatte er mehrfach, aber Gehör keines mehr gefunden. Gründe für Bismarcks Entlassung sind oft abgehandelt worden, aber sie waren nicht in einer Sache begründet, sondern lagen in der Person des Enkels Kaiser Wilhelm I.

Fristlos war der Architekt der deutschen Einigung von seinem Dienstherrn, Kaiser

Wilhelm II.(1859-1918) entlassen worden. Zum Zeitpunkt der Entlassung war die Frist des deutsch- russischen Neutralitätsvertrages, bekannt als Rückversicherungsvertrag, abgelaufen. Darin verpflichteten sich Russland und Deutschland in einem Kriegsfall der Neutralität mit der Ausnahme bei einem Angriff Russlands gegen die Donaumonarchie oder bei einem Angriff Deutschlands gegen Frankreich. Der Vertrag enthielt noch einige andere Vereinbarungen. Russland war an seiner Erneuerung stark interessiert, und als der russische Botschafter Schuwaloff die Verhandlungen aufnehmen wollte, teilte ihm Bismarck mit, er stehe vor seiner Entlassung und sei daher nicht mehr bevollmächtigt. Das war abrupt gekommen, und löste auf der russischen Seite Verzweifelung und Ratlosigkeit aus. Der Kaiser wollte sich als ein ebenso guter Vertragspartner erweisen als sein entlassener Kanzler. In der Nacht um ein Uhr ließ er den russischen Botschafter durch einen Armeegendarmen wecken und auf das kaiserliche Schloss bestellen. Sorgenvoll machte sich der russische Botschafter auf den Weg, in der Meinung am Zarenhof sei etwas besonderes geschehen. Der Kaiser ließ ihm jedoch lediglich mitteilen, er sei für die Verlängerung des Vertrages. Der Vertrag wurde nicht erneuert, mit Intrigen hatten es die kaiserlichen Günstlinge verstanden ihn schließlich doch zu Fall zu bringen. Das war der neue Regierungsstil in Berlin. In wenigen Tagen war das von Bismarck mit diplomatischer Sorgfalt geknüpfte Netz von Bündnissen, um das für Deutschland Erreichte, und um den Frieden in Europa zu sichern, zerrissen. Die Saat des Misstrauens war gesät, und trug mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 ihre blutigen Früchte. Was Bismarck unter wesentlich schwierigeren Bedingungen verhindert hatte, seinen Nachfolgern war es gelungen: Deutschland in die Isolation zu führen. Als Bismarck 1862 als preußischer Ministerpräsident sein Amt antrat, war Preußen die kleinste unter den fünf europäischen Großmächten. „Wir haben die Einigung Deutschlands herbeigeführt, während Europa das Gewehr im Anschlag hatte.“ So eine Formulierung Bismarcks. Denn das übrige Europa hatte diesen Prozess nicht mit Wohlwollen betrachtet. Nach der vollzogenen Einigung war Deutschland eine wirkliche Großmacht. In wenigen Jahrzehnten hatte Bismarck für Deutschland das erreicht, wofür vergleichbare andere Mächte Jahrhunderte benötigten. „Deutschland ist saturiert,“ das war die Losung, die Bismarck 1876 in einer Denkschrift an seinen Kaiser ausgegeben hatte. Bismarcks Nachfolgern war das jedoch zu wenig, und so ging alles wieder verloren. Sie hatten die Losung ausgegeben, Deutschland brauche einen Platz an der Sonne. Aber diesen Platz hatte Deutschland längst gewonnen in der Zeit, als Bismarck Reichskanzler war. In seiner Regierungszeit war Berlin der diplomatische und politische Mittelpunkt in der europäischen Politik.

 

Erich Kästner 1899 - 1974

Lob der Volksvertreter


Man hält sie, wenn sie schweigen, für Gelehrte.
Nur ist das Schweigen gar nicht ihre Art.
Sie haben vor der Brust Apostelbärte
und auf den Eisenbahnen freie Fahrt.

Ihr seht sie eilends in den Reichstag schreiten.
Das Wohl des Volkes fördert ihren Gang.
Und würdet Ihr sie noch ein Stück begleiten,
dann merktet Ihr: sie gehn ins Restaurant.

Sie fürchten Spott, sonst nichts auf dieser Welt!
Und wenn sie etwas tun, dann sind es Fehler.

  

von Erich Kästner, geschrieben 1928 - und doch noch/wieder so aktuell

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