Lutherrose
Der Spiegel

Schreiben vom 8. November 1997 an den damaligen Herausgeber des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ Rudolf Augstein

Februar 2004

Das Schreiben an Rudolf Augstein vom 8. November 1997 bedarf einiger Erläuterungen und Richtigstellungen, die dem neuesten Stand einiger Erkenntnisse entsprechen.

In dem genannten Schreiben wird Eingangs zur Haltung Stellung genommen, die Papst

Pius XII. während er NS-Herrschaft eingenommen hat. Papst Pius XII. ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit Kritik überhäuft worden. Zu Unrecht!

Am 27. Juli 2003 lief über den Fernsehkanal „Phönix“ eine Sendung über mehrere Stunden, die sich mit Kontakten von Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime zu den gegen Deutschland kriegführenden Mächten befasste.

Wollten Deutschlands Kriegsgegner wirklich nur Hitler entmachten und beseitigen oder ging es ihnen in Wahrheit darum, ein Werk der Zerstörung gegen Deutschland zu betreiben?

Auf diese Frage kommt es an!

In besagter Fernsehsendung wird eröffnet, wie Papst Pius XII. zwischen Widerstandsgruppen und der britischen Regierung vermittelt hat mit dem Ziel, das Hitlerregime zu beseitigen.

Der Papst ist mit diesen Aktivitäten ein großes Risiko eingegangen. Wenn es den NS-Machthabern gelungen wäre über diese Kontakte öffentlichkeitswirksame Informationen zu erhalten, dann hätte das für die katholische Kirche Folgen gehabt, die nicht weiter einer Erläuterung bedürfen.

Stalin hat einmal spöttisch die Frage gestellt: „Wie viel Divisionen hat der Papst“? Typisches Merkmal dafür, wie Politik nach Anzahl von Divisionen eingeschätzt wird. Der Papst hatte keine Divisionen, um der Macht der Mächtigen zu begegnen. Trotzdem haben nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wenige versucht, ihn schuldig zu sprechen, wissentlich oder unwissentlich. Im Lichte der Erkenntnisse, die in der angeführten Fernsehsendung abgehandelt wurden, ist es zwingend notwendig eine neue und andere Bewertung von Papst Pius XII. vorzunehmen.

Es sind immer nur die Schwachen mit umfassender Kritik bedacht worden, sie hätten zu wenig Widerstand geleistet, die Starken, die wirklich wirksam Widerstand hätten leisten können, werden merkwürdigerweise von solcher Kritik verschont.

In dem genannten Schreiben an Rudolf Augstein wird auch auf Dietrich Bonhoeffer eingegangen. Wie Papst Pius XII. hatte auch er Kontakte zur britischen Regierung geknüpft mit Unterstützung von Admiral Canaris, dem Chef der Deutschen Abwehr. Über Admiral Canaris ist 1954 ein Film gedreht worden mit O. E. Hasse und Barbara Rütting in den Hauptrollen. der die historische Wahrheit gerechter und besser beleuchtet, als viele entsprechende Machwerke der Gegenwart. Dietrich Bonhoeffer hat über Bischof Bell von Chichester Kontakt zur britischen Regierung aufgenommen, um zu sondieren, was der deutsche Widerstand zu erwarten hat. Er hatte nichts zu erwarten, das ist bei all diesen Kontakten herausgekommen. Deutschland sollte bedingungslos kapitulieren, ganz gleich wer in Deutschland die Macht möglicherweise in Händen gehalten hätte.

Admiral Canaris und Dietrich Bonhoeffer hätten uns nach dem Zweiten Weltkrieg viel zu berichten gehabt, aber auch hier hat Hitler, dieses ungewöhnlich niederträchtige Scheusal, vorgesorgt. Auf sein Geheiß hin wurden beide am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenburg hingerichtet.

Sir Winston Churchill hat nach dem Zweiten Weltkrieg offen eingeräumt, der Deutsche Widerstand gegen Hitler habe von internationaler Ebene keine Unterstützung erfahren und sei gänzlich auf sich allein gestellt gewesen.

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