Lutherrose

Schreiben an die Tschechische Botschaft

Zentralrat der Juden in Deutschland, 
Antwortschreiben Nr. 1:  Paul Spiegel

ZENTRALRAT DER JUDEN IN DEUTSCHLAND

Körperschaft des öffentlichen Rechts

Herrn

Heinz Drews

Postfach 605475

22249 Hamburg

Berlin, 26. 02.03

24. Adar I 5763

KR/DR 100 8803 02

(Bei Schriftwechsel bitte angeben)

Sehr geehrter Herr Drews,

Ihr neuerliches an Herrn Spiegel gerichtetes Schreiben vom 24. 01. 03 ist bei mir eingegangen. Herr Spiegel hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Zu Ihrer Behauptung, der Zentralrat der Juden in Deutschland hätte sich zu den von Ihnen angesprochenen Themenkomplexen nicht geäußert, kann ich nur sagen, dass ein Blick in die Presse der letzten Monate, Sie leicht eines besseren belehren wird.

Ihre Einschätzung der Unterstützung des Hitlerregimes durch die Siegermächte des Ersten Weltkrieges zeigt, dass Sie wohl eine ,etwas’ einseitige Geschichtsauffassung haben, die ich aber leider aus Zeitgründen hier nicht mit Ihnen aufarbeiten kann. Auch ist mir unverständlich, was Sie zu der Behauptung veranlasst, deutsche Geschichte werde ,auf Hitler reduziert’. Allerdings gehört Hitler entgegen Ihrer Auffassung zur deutschen Geschichte. Ich empfehle Ihnen, sich genauer zu
informieren, bevor Sie derartige Behauptungen in die Welt setzen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Stephan J. Kramer

Geschäftsführer

Es folgt das dazugehörige Antwortschreiben vom 26. Februar 2003

09

Heinz Drews Hamburg, den 28. Februar 2003

Postfach 605475

22249 Hamburg

Herrn KR//DR 100 8803 02

Paul Spiegel

Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland

Leo- Baeck- Haus

Tucholskystraße 9

10117 Berlin

Sehr geehrter Herr Präsident!

Dankbar bestätige ich den Eingang des Schreibens, das der Geschäftsführer des Zentralrates, Herr Stephan J. Kramer, mit Datum vom 26. Februar 2003 in Ihrem Auftrag an mich gerichtet hat, als Antwort auf mein Schreiben an Sie vom 24. Januar 2003.

In dem Schreiben von 26. Februar 2003 soll mir eine einseitige Geschichtsauffassung zuerkannt werden. Diesen Vorwurf, wenn es denn als Vorwurf gedacht ist, möchte ich entkräften. Dazu füge ich ein Schreiben als Ablichtung bei, das ich mit Datum vom

25. Februar 2002 an die Israelische Botschaft gerichtet habe.

Ein Beispiel soll angeführt werden, wie nicht selten mit der Deutschen Geschichte umgegangen wird. In der Tageszeitung „Die Welt“ erschien in der Ausgabe vom

15. Februar 2003 ein Bericht über Saddam Hussein, wie er sich im Jahre 1979 im Irak an die Macht geputscht hat. Fast über eine ganze Seite wird da über Liquidierungen, Folterungen und Massenexekutionen berichtet. Der Bericht ist überschrieben mit dem Titel: „Das Preußen der ostarabischen Welt“. Das ist nun wirklich niederträchtig. Mit solchen Tendenzen wird denn auch versucht, die Irak-Politik der gegenwärtigen Bundesregierung zu diskreditieren. Es geht dabei nicht um den Inhalt der Irak- Politik, wie sie von Oppositionskreisen formuliert worden ist, sondern um die äußerst fragwürdigen Methoden, die angewandt werden, um einer politischen Position Geltung zu verschaffen. Gerne werden Analogien hergestellt zwischen Saddam Hussein und Hitler. Das ist denn auch immer wieder eine gute Gelegenheit die Deutschen im Zuge solcher politischen Entwicklungen kräftig zu demütigen.

Ein wichtiger Aspekt sollte dann aber nicht außer Acht gelassen werden. Der ehemalige

SPD- Bundesvorsitzende, Oscar Lafontaine, hat es in einer Fernsehgesprächsrunde deutlich werden lassen mit der Feststellung, die Mächte, die den Krieg vorbereiten, wollen die Waffen

Saddam Husseins zerstören, die sie selbst einmal geliefert haben.

Selten haben in unserem Lande Politiker den Mut, solche Wahrheiten schonungslos offen zu legen.

Mit diesem, meinem heutigen, Schreiben erlaube ich mir einen Blick von der Vergangenheit in die Zukunft. Das bundesdeutsche Staatsschiff ist auf Schlingerkurs. Damit verbindet sich ein politisches Gefahrenpotential, das niemand unterschätzen darf. Die Opposition zur gegenwärtigen Bundesregierung hat keine brauchbare politische Alternative, um diesen Gefahren zu begegnen.

In dieser Situation machen sich die Möllemanns und die Schills bereit, um sich einen vermeintlichen politischen Nutzen zu verschaffen. Der FDP-Politiker Jürgen Möllemann hat unverhohlen ein Wählerpotential angesprochen mit Neigung zum Antisemitismus. Von einem Präsidenten der Deutsch- Arabischen Gesellschaft wäre zu erwarten gewesen, dass er sich für eine Verständigung zwischen Israel und der arabischen Welt eingesetzt hätte. Jürgen Möllemann hat das genaue Gegenteil angestrebt.

Der Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg hat in einer Aufsehen erregenden Rede vor einiger Zeit im Deutschen Bundestag den Versuch unternommen, die in Deutschland lebenden Ausländer als Hauptproblem darzustellen.

Der Gipfel wäre erreicht, wenn die NPD in der Auseinandersetzung vor dem Bundesverfassungsgericht sich als Gewinner fühlen darf.

Das sind Gefahrenquellen. Ich gebe hier meine persönliche Meinung wieder. Damit möchte ich keine Anmaßung begehen. Es ist nicht meine Absicht, Sie, Ihr Amt oder den Zentralrat der Juden in Deutschland in politische oder parteipolitische Auseinandersetzungen hineinzuziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Aktuelle Themen

NavPrev06NavHome A52NavNext48

Verantwortlich für den Inhalt der Seiten,Copyright © 2003-2005: Heinz Drews