Lutherrose
Weimar 02
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Politik im Fernen Osten
Lateinamerika-Politik

Wilsons Politik nach dem Waffenstillstand

Am 5. Oktober 1918 unterbreitete das Deutsche Reich ein Waffenstillstandsangebot auf der Grundlage des 14 Punkteprogramms von Präsident Wilson. Die Waffenstillstand wurde am 11. November 1918 offiziell verkündet.

Am 7. Mai 1919 wurden Deutschland die zuvor von den Siegermächten ausgehandelten Friedensbedingungen vorgelegt, die am 28. Juni 1919 von den Vertretern Deutschlands unterzeichnet wurden. Deutschland und Österreich durften an den Verhandlungen nicht teilnehmen.

Über die Bedingungen urteilte der amerikanische Außenminister Robert Lansing: „This plan...

is simple a madness.“ (Dieser Plan ist ganz einfach eine Verrücktheit) Lansing zweifelte daran, ob Deutschland diese Bedingungen politisch überleben könnte und ließ sich mit dem Satz vernehmen: “I would rather die than sign.”( Ich würde eher den Tod vorziehen, als zu unterzeichenen) Amerika und China haben das Vertragswerk nicht unterzeichnet. Der britische Finanzminister John Maynard Keynes verließ die britische Delegation in Versailles und sprach von dem „Verbrechen von Paris“. Sein Amt als britischer Finanzminister musste er daraufhin zur Verfügung stellen.

Auf der Friedenskonferenz in Versailles kam es zu ernsten Gegensätzen, die Zeitweise unüberbrückbar schienen. Präsident Wilson musste feststellen, dass seine Ziele, die Abschaffung der alten Ordnung und der Entwurf des amerikanischen Präsidenten zu einer neuen auf anderen Grundsätzen beruhenden Völkergemeinschaft, auch und gerade bei seinen Verbündeten auf Widerstand stieß. Der französische Ministerpräsident Clémencaeu trat den Vorstellungen Wilsons sehr entschieden entgegen, vielfach vom britischen Premierminister Loyd George unterstützt.

Clémencaeu forderte für Frankreich die Rheingrenze und Deutschland müsse für alle Zeit wirtschaftlich zum Krüppel gemacht werden. Die Auseinandersetzungen führten für Wilson zum physischen Zusammenbruch. Er erwog, die amerikanische Delegation abzuberufen. Entsprechende Anweisungen wurden dazu erteilt. Dazu kam es indes nicht. Wilson selber reiste für einige Zeit in die USA.

Es ist Wilson nicht gelungen seine hochgesteckten Ziele auch nur annähernd zu verwirklichen. Die alten Mächte mit ihren alten Ideen gewannen die Oberhand.

In den Memoiren heißt es dazu:

Tag für Tag betonte er, dass man umkehren und eine ganz neue Haltung einnehmen müsse, dass wirkliche Sicherheit nur auf gegenseitigem Vertrauen, auf gesunden moralischen Prinzipien beruhen könne. Er schlug daher ein neues auf wechselseitigen Garantien der Zusammenarbeit „mit moralischer Macht“ vor, wie es der Völkerbund verkörpern sollte.

Gemessen an seinem Vorhaben ist Präsident Wilson gescheitert, und er hat für dieses Scheitern die Weichen im Ersten Weltkrieg selbst gestellt, indem er das Recht einseitig zugunsten der Ententemächte festlegte. Ob das aus Sympathieerwägungen geschehen ist oder aus Unkenntnis der Zusammenhänge, diese Frage ist oft gestellt worden. Stilgerecht ist Wilson denn auch als Märtyrer zu einer tragischen Figur aufgebaut worden, und nicht von ungefähr werden in Zusammenhang damit in seinen Memoiren die Namen Savonarola, Calvin und Cromwell aufgeführt. Martin Luther bleibt unerwähnt, obwohl er entscheidende Voraussetzungen zur Ausbreitung der protestantischen Lehre geschaffen hat.

Amerika ist auch dem Völkerbund nicht beigetreten. Die amerikanische Enttäuschung war beachtlich groß. Die Idee, einen Völkerbund zu begründen mit einem Weltbürgerecht, führt tief hinein in das von Woodrow Wilson so übel beleumdete Preußen. Immanuel Kant hat in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ das vorgezeichnet, was nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Völkerbund und nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Vereinten Nationen angestrebt, aber nur sehr unvollkommen verwirklicht wurde.

Auf dem Wiener Kongress 1815 gaben absolutistische Herrscher und Herrschaftsformen Europa eine Friedensordnung, die lange gehalten hat. Hundert Jahre blieb Europa von flächendeckenden Massenvernichtungskriegen bewahrt.  Frankreich wurde ohne Einschränkungen oder demütigende Bedingungen wieder als Großmacht in das europäische Mächtekonzept aufgenommen.

Die Französische Revolution hatte zwar den Anstoß zum demokratischen Verfassungsstaat gegeben, zugleich aber auch den Nationalstaatsgedanken begründet. Der universal ausgerichtete Staatsgedanke des "finsteren Mittelalters" hatte darin keinen Platz.

Demokratisch orientierten Herrschern und Herrschaftsformen gelang  nach dem Ersten Weltkrieg nicht, was dynastisch ausgerichteten Herrschern 1815 gelungen war. Mit dem Nationalstaatsgedanken ging auch der Grundsatz der kollektiven Vergeltung einher, der von Volk zu Volk übertragen wurde. Eine solche Politik steht nicht nur im Widerspruch zum universalen Staatsgedanken, sie ist auch mit demokratischen Grundsätzen unvereinbar.

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Politik im Fernen Osten

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges hatte Japan das deutsche Pachtgebiet um Tsingtau militärisch erobert. Deutschland hatte sich auf der Halbinsel Schantung Herrschaftsrechte gesichert, die nach der Japanischen Eroberung von Japan beansprucht wurden.

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges stellte Japan an China weitere Forderungen. Japan versuchte auch mit den USA zu einem Einvernehmen zu gelangen. Der Vertreter der japanischen Regierung, Viscount Ischii, setzte sich mit US- Außenminister Lansing ins Benehmen mit dem Vorschlag einer japanischen Monroe- Doktrin für China. Lansing lehnte ab und erklärte, die Monroe- Doktrin habe nicht den Zweck andere Völker zu beherrschen, sondern ihre Freiheit zu garantieren.

Auf der Friedenskonferenz in Versailles trat Japan mit zwei Forderungen hervor: Es setzte sich einmal für die Rassengleichheit ein und wollte in der Schantung- Frage weitgehende Konzessionen erreichen. Mit der erstgenannten Forderung scheiterte Japan an der Mehrheit der Konferenzmitglieder.

In der Schantung- Frage kam es naturgemäß zu harten Kontroversen mit der chinesischen Delegation. Japan drohte mit dem Abzug seiner Delegation. Das wollte Wilson verhindern, nachdem schon Italien seine Delegation abgezogen hatte, und Belgien damit drohte. Er vermittelte einen Kompromiss, der angenommen wurde, in der chinesischen Delegation aber zu einer tief greifenden Verstimmung führte.

Lateinamerika-Politik

Die lateinamerikanischen Länder erlangten ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone etwa drei Jahrzehnte später als die USA von der britischen Krone.

Obwohl die südamerikanischen Republiken ihre Verfassungen nach amerikanischem Vorbild gestalteten, kam es nicht wie in Nordamerika zu stabilen politischen Verhältnissen.

In der Regel lösten Militärdiktaturen einander ab. In Wilsons Amtszeit kam es zur Besetzung Haitis und der Dominikanischen Republik und zu einer „Strafexpedition“ gegen Mexiko.

Besonders verärgert reagierte Wilson auf deutsche Versuche, während des Ersten Weltkrieges Mexiko gegen Amerika aufzubringen.

Zu kritischen Anmerkungen zur Latein- Amerika-Politik der USA ist von amerikanischer Seite festgestellt worden, den südamerikanischen Ländern sei das Schicksal Marokkos, Ägyptens, Polens und Belgiens erspart geblieben. Ein deutlicher Seitenhieb auf die Machtpolitik nach europäischer Art.

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