„Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Einige Sätze sollen noch folgen zu Luther und Hitler. Betrachten wir das Wappen Martin Luthers: Die Lutherrose. In der Mitte dieses Wappens ist ein Herz mit einem Christuskreuz abgebildet. Das Kreuz, das Hitler in seinem Reich abzuschaffen gedachte. In dem Kirchenkampf, der im Mai 1934 mit der „Barmer Erklärung“ seinen Anfang nahm, ging es zuerst um die Freiheit des christlichen Bekenntnisses. Letztlich wollte Hitler das Bekenntnis zu Jesus Christus in seinem Reich nicht dulden. Er wollte niemand neben sich und schon gar nicht über sich
dulden. Huldigungsformen göttlicher Verehrung sollten ihm allein zuteil werden. Der Theologe Karl Barth hat dazu geäußert: „Gott ist Einer, darum wird das Reich Adolf Hitlers keinen Bestand haben.“ Eine Prophetische Aussage. Zwischen Luther und Hitler besteht ein Gegensatz, wie er größer nicht gedacht werden kann. Die christliche Religion beansprucht, wie andere Religionen auch, eine Offenbarungsreligion zu sein. Der christliche Glaube ist begründet, wie andere monotheistischen Religionen auch, auf einen Absolutheitsanspruch, außerhalb dessen es kein Heil gibt. Religiöses Toleranz kann nicht darin bestehen, einen Kompromiss zu erzwingen. Sie kann nur darin bestehen, in Anerkennung der Unterschiede einen Dialog zu führen. Offenbarung und Vernunft sind oft zueinander in einen Gegensatz gebracht worden oder mit der Frage verbunden worden, ob eine von Gott gegebene Offenbarung auch über die Vernunft erfolgen könne. Das Zentrale Anliegen der ganzen biblischen Botschaft ist zusammengefasst in dem einen Satz: „ Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Immanuel Kant formuliert den Kategorischen Imperativ so: „Handle so, das die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ In beiden Sätzen besteht in der Aussage inhaltlich kein Unterschied. In beiden Sätzen stehen sich Offenbarung und Vernunft gegenüber. Mit diesen beiden Aussagen ist eine Linie gezogen, wer sie überschreitet hat verliehene Gewalt missbraucht, wer sie unterschreitet, handelt in Unterwürfigkeit aus Opportunismus. Missbrauch der verliehenen Gewalt endet dort, wo Missbrauch der Freiheit auch endet. Von der Vernunft notwendig gebotene Entscheidungen und ihre Verwirklichung gedeihen dort am besten, wo sie aus der Freiheit und nicht aus Zwang heraus geboren werden. In der Ethik Immanuel Kants sind Freiheitsbegriff und Pflichtbegriff aufeinander bezogen. Das Individuum kann Freiheit nur in dem Umfang für sich verwirklichen, wie es Pflichten für das Kollektiv, die Gemeinschaft, übernimmt. Luther hätte den Satz der Vernunft des Immanuel Kant die Anerkennung versagt. Seine Rechtfertigungslehre besagt: Der Mensch könne sich nicht selber rechtfertigen ohne Anbindung an den Glauben auch dann nicht, wenn er ethisch- moralisch auf einer hohen Stufe steht. Martin Luther hat aber die Vernunft nicht einfach verworfen. Wie heißt es doch in dem Satz, der zu den Höhepunkten der Reformation und der Geschichte überhaupt gehört? „Es sei denn ich werde überzeugt durch die Heilige Schrift oder mit offenbaren Gründen der Vernunft.“ Wird mit folgenden Themen fortgesetzt: Luther und Thomas Müntzer Luther und Zins Luther, Ulrich von Hutten und Erasmus von Rotterdam Luther und Oliver Cromwell Luther und die Juden
Verzeichnis der benutzten Literatur:
Bainton, Roland
Martin Luther ein Rebell für den Glauben
München 1983
Bickle, Peter
Die Revolution von 1525
München, Wien 1983
Bornkamp, Karin und Ebeling, Gerhard
Martin Luther Ausgewählte Schriften
Frankfurt am Main 1982
Buzello, Bickle, Endres (Hrsg)
Der deutsche Bauernkrieg
München, Wien 1984
Engels, Friedrich
Der deutsche Bauernkrieg
Berlin 1984
Friedenthal, Richard
Martin Luther sein Leben und seine Zeit
München 1967
Moeller, Bernd
Frömmigkeit in Deutschland um 1500
Gütersloh 1965
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